
Bis zum Burnout?:
TBWA-Studie: Kreative sind schneller ausgebrannt
Das Risiko, sich ausgebrannt und unzufrieden mit seiner Work-Life-Balance zu fühlen, ist heute deutlich höher. Erst recht, wer als Kreative:r arbeitet. Dabei verlangen Angestellte gar nicht so viel. Wie genau man Angestellte glücklich macht, stellt TBWA in Cannes vor.

Foto: Glinskaja Olga | Shutterstock
Nicht nur große Ankündigungen, Parties und gefeierte Kampagnen finden in Cannes statt, auch über trockene Karriere- und Arbeitsplatzthemen muss mal gesprochen werden. TBWA hat sich gleich einem sehr unangenehmen Thema angenommen und stellt auf dem Festival eine Untersuchung vor, dass die Bedürfnisse kreativer Talente am Arbeitsplatz nicht mehr erfüllt werden, was zu weit verbreiteter Unzufriedenheit und Burnout führt. "Kreativität hat die Fähigkeit, die Welt voranzubringen, aber damit Agenturen und Kreativunternehmen diesen Fortschritt anführen können, müssen sich unsere Arbeitskulturen weiterentwickeln - und zwar schnell", sagte Ben Williams, TBWA Global Chief Creative Experience Officer, der die Erhebung gemeinsam mit Agathe Guerrier, Global Chief Strategy Officer der Agentur, geleitet hat.
Die Ergebnisse zeigen auch, wie sich die Prioritäten und Werte von Top-Kreativen verändern. Um kreative Talente an sich zu binden, müssen Unternehmen neu bewerten, wie sie die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern, Grenzen aufrechterhalten und betriebliche Engpässe beseitigen können.
Wie haben sich Motivation und Kultur seit den 2010er Jahren verändert?
Für die Untersuchung habe man drei verschiedene Quellen herangezogen, einschließlich einer globalen quantitativen Studie, syndizierten Quellen wie Forrester und Harvard Business Review sowie 68.000 Online-Mitarbeiterbeurteilungen, um herauszufinden, wie sehr sich die Kultur der kreativen Arbeit seit den 2010er Jahren verändert hat.
Im Vergleich zur allgemeinen erwerbstätigen Bevölkerung ist die Wahrscheinlichkeit, dass kreative Talente mit ihrer Work-Life-Balance heutzutage unzufrieden sind und sich ausgebrannt fühlen, deutlich höher. Persönliche Grenzen, psychische Gesundheit und das Gefühl der Stabilität erweisen sich als die wichtigsten und am meisten vernachlässigten Bedürfnisse der Kreativen.
"Die Ergebnisse der Studie sollten ein Weckruf sein", so Guerrier. "Unsere Talente verlangen von uns, dass wir ihre Zeit und ihren geistigen Freiraum respektieren, dass wir ihnen finanzielle Stabilität bieten und dass wir ihnen eine besseren Arbeitsalltag ermöglichen. Als Branche neigen wir dazu, Kreativität als Ausrede zu benutzen, als ob die Arbeit in einem kreativen Bereich Belohnung genug wäre, um auf so banale Dinge wie Jahresgespräche, Karriereausichten, funktionierende Prozesse und faire Bezahlung zu verzichten", so Guerrier.
Besonders nervig: Genehmigungen, Aufgabenmanagement und tägliche Fahrten
Obwohl sich Angestellte aller Fachrichtungen über diese Faktoren einig sind, spielen sie für Kreative eine deutlich größere Rolle, sagt TBWA: So stimmen 63 Prozent der Kreativen der Bedeutung einer gesunden Work-Life-Balance voll und ganz zu - im Vergleich zu 44 Prozent in der allgemeinen Bevölkerungsstichprobe. Laut Williams tun die Unternehmen auch zu wenig, um ihren Mitarbeitenden den Arbeitsalltag zu erleichtern. Gerade Kreative empfinden den "Alltagstrott" aus Genehmigungen, Aufgabenmanagement oder täglichen Fahrten als störend für ihren Arbeitsfluss.
Die Autor:innen der Studie schlagen daher vor, dass Agenturen hemmende und hindernde Elemente identifizieren und nach Möglichkeit reduzieren oder beseitigen. Sie argumentieren auch, dass Arbeitgeber von ihrem hohen Ross herunterkommen sollen und weniger über einen übergeordneten Arbeitsethos sprechen, sondern pragmatischen Themen wie Jahresgespräche, Wachstumspläne und Vergütung mehr Raum geben sollten.
"Wir beobachten, dass unsere Talente immer mehr um Einhaltung ihrer Grenzen, Hilfe bei der Erreichung ihrer Ziele und Unterstützung für ihr psychisches Wohlbefinden bitten", so Williams. "Sie wissen genau, was sie brauchen, und wir müssen es ihnen nur geben."
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