
Medienaufsicht:
Strategiewechsel im Pornoportal-Streit - xHamster signalisiert Gesprächsbereitschaft
Pornoportale sollen Kinder und Jugendliche von frei zugänglichen Inhalten fernhalten. Doch der jahrelange Kampf der Medienaufseher lief bislang ins Leere. Nun überrascht ein Pornoanbieter mit Gesprächsbereitschaft.

Foto: Shutterstock Ralf Liebhold
Überraschender Strategiewechsel im Streit zwischen Medienaufsicht und Pornoanbietern: Anwälte des Portals xHamster wollen sich am kommenden Dienstag in Düsseldorf erstmals mit den Medienaufsehern treffen. Das bestätigten beide Seiten der Deutschen Presse-Agentur.
Die Macher von xHamster und anderer großer Pornoportale weigern sich seit Jahren, ihren Angeboten einen wirksamen Jugendschutz vorzuschalten. xHamster hatte die Medienaufseher dabei zuletzt alt aussehen lassen. Obwohl diese eine Netzsperre erwirken konnten, umgingen die Macher des Portals dies mit einem einfachen Trick: Sie fügten in der Domain einen Buchstaben hinzu und ließen die Sperre so ins Leere laufen.
Inzwischen streben die Medienaufseher eine Novelle des Jugendmedien-Staatsvertrages an. Derweil rätseln sie über den Kurswechsel von xHamster. Das Portal habe ihre Schreiben jahrelang unbeantwortet gelassen.
"Dass sich xHamster nun um ein Gespräch bemüht, mag daran liegen, dass die Flucht in die Illegalität auch vor dem Hintergrund unserer Maßnahmen für ein Wirtschaftsunternehmen keine dauerhafte Lösung ist", sagte der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Tobias Schmid, auf Anfrage. "Unabhängig von alldem fordern wir xHamster erneut auf, unserer Anordnung unverzüglich Folge zu leisten und den Schutz von Jugendlichen und vor allem Kindern entsprechend den gesetzlichen Vorgaben umfassend sicher zu stellen."
Nach Angaben von xHamster geht es ihnen darum, eine "einheitlich und wirksame Lösung zur Beschränkung des Zugangs von Kindern zu Pornos zu erörtern". xHamster, das wie viele andere Pornoanbieter seinen Sitz auf Zypern hat, prüfe derzeit verschiedene Konzepte zur Verbesserung des Jugendschutzes. Man stehe dazu auch mit der zypriotischen Medienaufsichtsbehörde in Kontakt.
Die Medienaufseher wollen die Pornoanbieter dazu verpflichten, ihren Angeboten eine wirksame Altersverifikation vorzuschalten. Gegen mehrere weitere Pornoanbieter ist dazu noch ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster anhängig. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte der Landesanstalt für Medien NRW in erster Instanz Recht gegeben.
Mirko Vossen von der Kommission für Jugendmedienschutz in Berlin sagte, dass sich inzwischen eine technische Lösung anbiete, die den Pornoanbietern den Schritt erleichtern könnte: die biometrische Alterskontrolle mittels Künstlicher Intelligenz. Eine entsprechende Altersverifikation sei von den Medienanstalten inzwischen positiv bewertet worden. Sie kommt ohne Ausweispapiere aus.
Die Pornoindustrie befürchtet Reichweiteneinbrüche, wenn Nutzer für den tabubehafteten Pornokonsum gezwungen wären, zwecks Alterskontrolle ihre Daten einzugeben. Die neue Generation der Alterskontrolle kommt ohne aus: Die Programme könnten anhand des Gesichts des Nutzers dessen Volljährigkeit prüfen und erkennen.
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