Fachkräftemangel:
Warum E-Commerce ein attraktives Arbeitsumfeld ist
Das, was sich die Gen Z wünscht, finden sie häufig bei E-Commerce- und Digitalagenturen. Sebastian Wernhöfer von Y1 erklärt, wie sich Unternehmen als Arbeitgeber profilieren können.
Volle Auftragsbücher und zu wenig qualifiziertes Personal. Ein allseits bekanntes Problem, das sich Fachkräftemangel nennt und auch vor der IT-Branche nicht Halt macht. Ein personeller Engpass, der nicht nur Entwicklungsfirmen und Start-Ups betrifft. Auch auf Kundenseite und in Behörden fehlt es an IT-Fachleuten, um Neuentwicklungen in die Praxis zu überführen.
Beschleunigt von Digitalisierung und der Corona-Pandemie fehlten der Wirtschaft – dem Branchenverband Bitkom zufolge – zu Beginn von 2021 rund 96.000 IT-Fachkräfte. Laut DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2021 richtet sich jedes zehnte Jobangebot an IT-Fachleute. Insbesondere gefragt: Profis für aufwendige IT-Landschaften wie sie beispielsweise für Shop-Systeme im E-Commerce von Bedeutung sind. Doch die Probleme der Gegenwart werden sich zukünftig noch weiter zuspitzen. Der „Future of Job“-Report der Boston Consulting Group zeichnet ein noch düsteres Bild für das Jahr 2030. Bis dahin soll es nach Meinung der Experten an rund 1,1 Millionen IT-Fachleuten mangeln.
Wie wird sich der ansteigende Mangel auf die gesamte Branche auswirken und wie kann es gelingen, dass der E-Commerce unter der Vielzahl der suchenden Arbeitgeber durch Attraktivität heraussticht? Eins ist sicher: Der E-Commerce gewinnt an Bedeutung und wird zugleich komplexer. Auf diesem Gebiet ist der Bedarf an fähigem Personal sehr groß. Die gesamte IT-Branche sucht händeringend nach fähigem Personal, um Projekte schnell und zuverlässig umzusetzen und wachsen zu können. Dabei spielt nicht allein das Gehalt eine Rolle. Kreative Köpfe brauchen Herausforderungen und die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.
Plus-Punkt: Pioniergeist
An dieser Stelle kann der E-Commerce mit erheblichem Potenzial punkten. Die Generation der Digital Natives hat die Möglichkeit, den Handel neu zu denken und zu erschaffen. Die Gelegenheit, Disruption zu erleben und aktiv zu gestalten, motiviert. Gerade hier hat Corona gezeigt, dass der digitale und hybride Handel Weiterentwicklung braucht. In keiner anderen IT-Sparte erwartet Jobinteressenten so viel spannendes Neuland. Die Attraktivität der Branche besteht mithin auch ohne Zutun der Arbeitgeber.
Angesichts der hohen Konkurrenz sollten sich E-Commerce- und Digitalagenturen nicht allein auf die Aufbruchsstimmung im digitalen Handel verlassen. Vielmehr sind sie angehalten, neue Talente mit einem großen Bündel an Benefits für sich zu gewinnen und zu halten. Dabei geht es nicht um den oft belächelten Firmen-Obstkorb, wie er oft in Stellenanzeigen angepriesen wird. Vielmehr verstehe ich darunter, dass den Mitarbeitenden ein großer Gestaltungsspielraum und ein hohes Maß an Eigenverantwortung gegeben wird.
Wenn wir uns Innovation und Disruption wünschen, erreichen wir das nur, indem wir unseren Fachleuten das Vertrauen in ihr Können entgegenbringen. Micro-Management ist das Ende von neuer Entwicklung. Erst recht in einem Umfeld, in dem sich die Bewerber ihre Beschäftigung aussuchen können und auch bei anderen Unternehmen sprichwörtlich mit Kusshand genommen würden. Es versteht sich vor diesem Hintergrund von selbst, dass wir als Arbeitgeber dafür Sorge tragen sollten, dass unsere Mitarbeitenden eine auf sie zugeschnittene Arbeitsumgebung und Projektauswahl vorfinden. Denn nur wer sich mit seinem Projekt wirklich identifiziert und sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, kann gute Arbeit leisten.
Keine Grenzen – weder im Kopf noch auf der Landkarte
Da wir von den unbegrenzten Möglichkeiten in der disruptiven Entwicklung des Handels sprechen: wir denken in unserem Unternehmen "grenzenlos". Dass der Bedarf an Fachkräften in Deutschland nicht mehr ohne Hilfe aus dem Ausland gestillt werden kann, hat auch die Bundesregierung erkannt. Ausschließlich für den IT-Bereich gibt es eine Sonderregelung im Fachkräfteeinwanderungsgesetz, die es IT-Experten auch ohne formale Qualifikation erlaubt, in Deutschland zu arbeiten. Wenn sie denn ein konkretes Jobangebot und ausreichende Berufserfahrung vorweisen können.
Insbesondere in Osteuropa haben sich richtige Knowledge-Hubs gebildet. Serbien, Ungarn und die Ukraine sind Spitzenreiter, wenn es um die neue IT-Avantgarde geht. Zusammen mit unseren internationalen Partnern vor Ort rekrutieren wir Fachkompetenz und freuen uns über jeden neuen Menschen, der unser Team durch sein Know-how bereichert.
Dabei setzen wir auf flexible Arbeitsmodelle und sind offen für digitale Nomaden. Apropos Ukraine: gerade wegen unserer Beziehung mit den Partnern vor Ort, ist es uns ein wichtiges Anliegen, geflüchteten Ukrainern in Deutschland Jobangebote zu machen. Wir übersetzen unsere Stellenanzeigen ins Ukrainische und wenden uns so auch an qualifizierte Fachleute aus der Ukraine.
Fazit
Die Digital- und besonders die E-Commerce-Branche hat gute Chancen, mit spannenden Projekten und Gestaltungsfreiräumen kreative Köpfe zu gewinnen. Für mich ist es ein starkes Argument, Teil einer revolutionären Transformation ganzer Branchen zu sein. Das ist wichtiger als Selbstverständlichkeiten wie Bürogestaltung und andere Benefits. Mitarbeitende aus dem Ausland werden für unsere Branchen wichtiger werden – je früher man als Unternehmen hier nach vernünftigen Partnerschaften sucht, umso besser ist man gewappnet in Zeiten des Fachkräftemangels.
Stellenanzeigen aus Marketing, Werbung und Medien findet ihr im W&V Stellenmarkt.
Über den Autor: Sebastian Wernhöfer ist Vorstandsmitglied und steht für die Marke Y1, steuert die Kommunikation und Produktideen. Als Fashion- und Lifestyle-Spezialist im Digital Commerce berät er mit jahrzehntelanger, leidenschaftlicher Erfahrung. Seit über 20 Jahren begleitet Sebastian Relaunch-Projekte und Neugründungen und hat erfolgreich Kunden betreut wie mytheresa, Orsay, Bogner und Steiff.