Drogeriemarkt-Pionier:
dm-Gründer Götz Werner verstorben
Er war einer der Ikonen des bundesrepublikanischen Wirtschaftsmodells: Götz Werner. Er gründete die Drogeriemarktkette dm und war für viele andere in und außerhalb der Branche wegweisend.
Im Alter von 78 Jahren ist heute Götz W. Werner gestorben. Er war nicht nur als Gründer von dm-drogerie markt bekannt, sondern auch als prägnanter Kopf und Vordenker.
Nach Angaben seiner Familie seien seine Kräfte in den zurückliegenden Monaten kontinuierlich schwächer geworden, sodass er seinen Tätigkeitsradius gesundheitsbedingt immer stärker einschränken musste. "Dies habe er mit großer Tapferkeit ertragen". Sein Sohn Christoph Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung von dm, sagte, sein Vater und außergewöhnlicher Lebensbegleiter sei friedlich verstorben, er und die Familie seien in tiefer und stiller Trauer.
Werner hat den klassischen Werdegang eines Machers aus der Nachkriegsgeneration. Als Sohn eines Drogisten 1944 in Heidelberg geboren, wollte er in die Fußstapfen seines Vaters steigen und auch Drogist werden. Er absolvierte eine Drogistenlehre in Konstanz und trat nach abgeschlossener Ausbildung zunächst in die väterliche "Drogerie Werner" ein. Dort fanden seine Ideen aber nicht die Resonanz, die er sich gewünscht hätte. Nächste Karrierestation: die Karlsruher "Drogerie Roth".
Auch dort konnte er sich nicht frei entfalten, das gab den Impuls, sich 1973 mit dm-drogerie markt selbstständig zu machen.
Wichtig war ihm, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass sich die Mitarbeitenden ins Unternehmen einbringen und ihren individuellen, selbstbestimmten Lebensweg finden. Heute ist dm-drogerie markt ist in 14 europäischen Ländern aktiv. Mehr als 66.000 arbeiten für dm. Mit einem Umsatz von 12,3 Mrd. Euro ist dm Marktführer in Europa.
Gleichzeitig mischte er sich in viele gesellschaftspolitische Debatten ein und drückte ihnen seinen Stempel auf. Aus seiner "permanenten, konstruktiven Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen" machte er keinen Hehl.
Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre und verstärkt nach seinem Abschied aus der operativen Verantwortung 2008 widmete Werner seine Zeit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, für die er in vielen Vorträgen und Diskussionsbeiträgen warb. In ihr sah er einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative zu ermöglichen und die Teilnahme wie die Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen.
Anerkennung fand Götz W. Werner auch in der akademischen Welt, als ihn die Universität Karlsruhe im Mai 2005 mit der Leitung des Interfakultativen Instituts für Entrepreneurship beauftragte und ihm den Professoren-Titel verlieh.