
Gastbeitrag zu CEO-Branding:
Wie CEOs zum Elon Musk ihrer Branche werden
Tesla-Boss Elon Musk steht auf Tweets und verzichtet dafür lieber auf Presseleute. CEO-Branding-Experte Thomas Reck hat ein paar Tipps parat, wie man schrittweise dem großen Vorbild Elon Musk nacheifern kann.

Foto: Insight Consulting
Stellen Sie sich vor: Sie tippen 280 Zeichen - ein Aktienkurs fällt um 15 Milliarden US-Dollar. Sie wollen neue Produkte oder Dienstleistungen an den Markt bringen und egal, worum es sich handelt - alle reißen sich darum. Studierende aus Top-Universitäten wie Stanford, Harvard oder Cambridge wollen, ohne Diskussion in Ihren Unternehmen arbeiten.
Klingt utopisch? Nicht für Elon Musk.
Der 49-Jährige ist einer der größten Unternehmer unserer Zeit. Was ist es, was Elon Musk so besonders macht? Welche Faktoren liegen der Tatsache zugrunde, dass er mit seiner Personenmarke durch einen Beitrag auf Twitter - bestehend aus nur 280 Zeichen - einen Aktienkurs um 15 Milliarden US-Dollar beeinflussen kann?
Die Grundlage hierfür liegt in einer Handvoll Marketing-Trends, die wir die letzten Jahre beobachten durften.
Trend 1: Firmenlogos werden immer irrelevanter. Wir nehmen Firmenlogos in unseren Social-Media-Feed als störend wahr und klicken sie weg oder überspringen sie. Das liegt daran, dass diese uns meist nur irgendwas verkaufen wollen.
Trend 2: All Mobile. Wir verbringen mindestens 2,5 Stunden am Tag mit unserem Smartphone und auf Social Media. Wir sind also so gut wie immer online und dank Push-Benachrichtigung erreichbar.
Trend 3: Wir tendieren dazu, lieber anderen Menschen zu folgen. Egal ob LinkedIn oder Instagram, wir öffnen diese Plattformen, weil wir wissen wollen, was unsere Kollegen, Partner oder Freunde machen und nicht welches Feature in den neuen VW ID3 eingebaut wurde.
Amerikanische CEOs wie Elon, Donald und Bill haben diese Trends in den letzten Jahren sehr gut genutzt und sich eine starke Marke über verschiedenste Kanäle aufgebaut, die ihnen Millionen an Umsatz, die besten Talente und mediale Präsenz auf Knopfdruck verschaffen. Ihre Online-Präsenz ist heute nicht mehr wegzudenken.
Der Frage, wie man effektives CEO-Personal-Branding betreibt, widmen wir uns bei Insight Consulting. Wir haben ein Fünf-Schritte-System erarbeitet.
1. Ziele definieren, Markt analysieren
In den meisten Fällen verfolgt das Social-Media-Profil des CEOs kein klares Ziel. Es mag trivial erscheinen, ist aber unabdingbar, sonst wird nur Zeit und Geld verschwendet. Um das einmal richtig zu tun, sollte sich der CEO und die Kommunikationsabteilung zusammensetzen und mit folgenden Leitfragen beschäftigen:
- Wen wollen wir durch das CEO-Profil erreichen?
- Was ist das übergeordnete Ziel der CEO-Präsenz?
- Welchen Eindruck sollen diese Leute von der Firma / dem CEO mitnehmen, nachdem Sie das Profil besucht haben?
- Welche internen und externen Interessengruppen müssen berücksichtigt werden?
Sich diesen Fragen bewusst zu werden, sie aufzuschreiben und immer wieder vor Augen zu führen, ist der erste Schritt. Es gibt schon genug CEOs die durch ihre Kommunikationsabteilungen Beiträge veröffentlichen die erstens, kein Ziel verfolgen, zweitens Corporate Marketing über das CEO-Profil widerspiegeln und drittens, keine Ergebnisse erzielen und somit Zeitverschwendung sind.
Wenn Sie Ihre Ziele definiert haben, sollten Sie sich ein klares Bild über Ihr Umfeld machen. In den meisten Fällen können Sie viel von anderen lernen und müssen nicht alle Fehler selbst machen. Führen Sie sich folgende Fragen vor Augen:
- Wer sind Mitstreiter, die online sind? Was machen diese online? Was können Sie von deren Präsenz lernen?
- Wer sind Meinungsführer aus anderen Branchen, dessen Auftritt Ihnen gefällt? Was macht Ihre Zielgruppe online? Wie können Sie mit dieser am besten interagieren bzw. diese ansprechen?
- Welche Online- und Offline Medien konsumiert Ihre Zielgruppe?
2. Content-Strategie definieren
Mit willkürlichem teilen von Inhalten werden Sie nicht weit kommen. Bauen Sie Ihre Content-Strategie wie einen Fernsehkanal auf.
Zuerst, definieren Sie den Sender. Wollen Sie Pro7, ZDF oder RTL sein? Wenn Sie das bestimmt haben, beantworten Sie folgende Fragen: Was sollen Ihre Zielkunden von Ihnen denken? Wie möchten Sie in Erinnerung bleiben?
Sobald Sie den Sender definiert haben, definieren Sie verschiedene Formate (Shows) für Ihren Sender. Hierzu sollten Sie technisches, persönliches und auch Kundenstimmen vermischen. Idealerweise entwickeln Sie drei bis fünf Formate welche auf wöchentlicher und zweiwöchentlicher Basis auf Ihrem Profil erscheinen.
Jedes Format verfolgt ein klares Ziel und hat eine klare Zielgruppe. Mit einem Format wollen Sie vielleicht Ihre Zielkunden erreichen, ein anderes soll zur internen Kommunikation dienen.
3. Content Creation
Nachdem Sie sich bewusst sind, was Ihre Ziele sind, wen Sie online erreichen wollen und was Ihre Zielgruppe und Mitstreiter online machen können Sie starten mit Ihrem Team Inhalte zu erstellen.
Wichtig hierbei ist, dass die Content Creation nicht zur zeitfressenden Aktivität wird, sondern effizient und effektiv von allen Seiten abgehandelt wird.
Hierzu müssen CEO und Kommunikationsabteilung eng zusammenarbeiten und sich gezielt in regelmäßigen Abständen (Erfahrungswerte zeigen ein- bis zweimal pro Monat ist eine gute Frequenz) zusammensetzen und Themen besprechen. Dadurch, dass Sie sich vorab Gedanken über Formate gemacht haben, müssen Sie jetzt nicht jedes Mal von 0 anfangen, sondern haben schon eine solide Grundlage, auf der Sie bauen können.
Definieren Sie zusammen mit Ihrem CEO Post-Themen, holen Sie sich den nötigen persönlichen Input und arbeiten Sie diese dann aus. Wenn die Inhalte stehen und alles Seiten zufrieden sind, sollten diese in einem Redaktionsplan aufgenommen werden und veröffentlicht werden.
4. Outreaches und Target Engagement umsetzen
Das Ziel ist klar: Im Kopf der Zielgruppe (Kunden, Bewerber, Investoren) bleiben. Um zu diesem Ziel zu gelangen, reicht es nicht nur Beiträge auf LinkedIn und Co. zu posten.
Wir sehen LinkedIn nicht als Social Media Plattform, sondern als wertvollstes CRM der Welt. Egal ob Sie Kunden, potenzielle Mitarbeiter, Investoren oder Partner ansprechen wollen. LinkedIn bietet Ihnen diese Möglichkeit, wenn Sie sie richtig nutzen zu wissen.
Sein Sie sich bewusst, wen Sie erreichen wollen. Teilen Sie Ihre Zielpersonen in Listen ein. Low-key targets können direkt über Verbindungsanfragen und Nachrichten angesprochen werden.
Höherrangige Social-Media-Profile sollten langfristig bearbeitet werden und vorab über Interaktionen vorbereitet werden. Bevor Sie Ihrer Wunsch-Zielperson eine Nachricht senden, wollen Sie das diese Ihren Namen schon mehrmals gelesen hat und weiß, wer Sie sind und was Sie machen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass erstens, Ihre Anfrage angenommen wird und zweitens, Sie eine Antwort erhalten.
5. Medien und Presse
Um die volle Wirkung Ihrer Personenmarke zu entfalten, sollten Sie die Online- und Offline-Welt vereinen. Werden Sie sich darüber bewusst, welche Leitmedien Ihre Zielgruppe konsumiert. Das können Zeitungen, Zeitschriften, Social-Media-Kanäle oder auch Podcasts sein. Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und sorgen dafür, dass Sie in den Leitmedien erscheinen die Ihre Zielgruppe konsumiert. Was passieren wird, ist Folgendes: Die Zielpersonen lesen oder hören Ihren Namen. Wenn die Inhalte spannend genug sind, werden Sie nach Ihnen googeln oder Ihren Namen direkt auf LinkedIn eingeben. Wenn Ihre Zielgruppe jetzt auf ein ordentliches CEO-Profil stößt, Inhalte finden kann, die für Sie relevant sind, haben Sie sie genau da, wo Sie sie haben wollen.
Jetzt geht es nur noch darum, langfristig Vertrauen aufzubauen und die Personen im richtigen Moment anzusprechen.
Wichtig: Die oben genannten Schritte sollten step-by-step vorgegangen werden. Sich beispielsweise mit der Content Creation zu befassen, bevor die Ziele festgelegt sind, macht keinen Sinn. Jeder Schritt muss sorgfältig durchdacht werden, um den Elon-Musk-Effekt zu erreichen.
Über den Autor:
Fragen zum Thema CEO-Branding beantwortet Thomas Reck gern auf LinkedIn. Er ist der Gründer & CEO von Insight Consulting und ein Experte, wenn es um das Thema CEO-Personal-Branding geht. Zusammen mit seinem Team baut er für einige der renommiertesten CEOs, Start-up-Gründer und Consulting Partner in Europa Personenmarken auf. Thomas wurde vom deutschen Magazin "Gründerszene" als 20 unter 20 Gründer ausgezeichnet. Außerdem hat er auf Konferenzen in Deutschland, Österreich und dem Dubai zum Thema Personal Branding gesprochen.