Auch Döpfner in der Kritik:
Viel Wirbel um Springer - Politico-Kauf abgeschlossen
Der Skandal um Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, dazu Wirbel um eine alte Kurznachricht von Vorstandschef Döpfner. Gleichzeitig meldet Springer beim Kauf der US-Mediengruppe Politico Vollzug.
Auch Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner steht mittlerweile in der Kritik. Der Vorwurf: Zu lange habe er an Skandal-Chefredakteur Julian Reichelt festgehalten, der erst am Montag Abend seinen Stuhl räumen musste. Wirbel gibt es nun zusätzlich wegen eines in der "New York Times" veröffentlichten Zitats aus einer (älteren) privaten Kurznachricht des Vorstandchefs. Demnach habe er Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den "neuen DDR-Obrigkeitsstaat" aufbegehre. Heikel wäre eine solche Äußerung nicht zuletzt deshalb, weil Döpfner gleichzeitig Präsident des Verlegerverbandes BDZV ist.
Springer teilte auf Anfrage mit, Döpfner halte die Bundesrepublik "selbstverständlich nicht für vergleichbar mit der DDR. Das wäre komplett absurd und sollte für jeden offenkundig sein, der den publizistischen Äußerungen von Döpfner folgt." Zudem gebe es "in privaten Dialogen Mittel der Ironie und bewussten Übertreibung." Ohne Kontext sei eine Bewertung des gemeinten Sinns überhaupt nicht möglich. "Und drittens - und das ist ein Grundsatzthema - sollten private, bilateral ausgetauschte Nachrichten anders als z.B. öffentliche Tweets keinesfalls als quasi-öffentliche Statements interpretiert werden, für die sich der Absender rechtfertigen muss."
Kauf der US-Mediengruppe Politico unter Dach und Fach
Parallel zu all dem Wirbel teilte Springer am Dienstag Abend mit, dass der Kauf der US-Mediengruppe Politico endgültig unter Dach und Fach gebracht wurde. Es handelt sich um die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte. "Die Transaktion wurde nach Erhalt aller erforderlichen behördlichen Genehmigungen und gemäß den Bedingungen der bereits am 26. August 2021 angekündigten Vereinbarung erfolgreich abgeschlossen", heißt es von Springer-Seite. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Der Konzern ist nun zu 100 Prozent Eigentümer der US-Mediengruppe.
Springer will bei seinen digitalen Geschäften stärker wachsen und sieht in den USA einen großen Wachstumsmarkt. In den USA gehören Springer bereits die Nachrichtenmarken Insider und Morning Brew. Mit der jetzt erfolgten Transaktion hat Springer nun auch alle Anteile an dem Unternehmen Politico Europe in Brüssel im Portfolio. Bereits seit 2014 betrieben Springer und Politico das Gemeinschaftsunternehmen, an dem sie bislang zu je 50 Prozent beteiligt waren. Politico Europe beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. Teil des Deals ist außerdem die auf den Technologiesektor spezialisierte News-Webseite Protocol, die eine Schwesterpublikation von Politico ist und 2020 gegründet wurde. (red/dpa)