Awareness-Kampagne:
Terre des Femmes fordert Abschaffung von Paragraf 218
"Kein Geburtstag mehr für §218": Terre des Femmes, BBDO und Ketchum setzen sich mit einer großangelegten Awareness-Kampagne für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein.
Kaum zu glauben, aber wahr: In Zeiten von Gleichberechtigung von Mann und Frau und genderneutraler Sprache hat in Deutschland noch immer ein Gesetz Gültigkeit, das vor 150 Jahren von patriarchalischer Hand verfasst wurde und vor Frauenverachtung nur so trieft. "Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft", heißt es im Paragraph 218 des Strafgesetzbuches (§218 StGB). Das heißt, ein Schwangerschaftsabbruch ist hierzulande zwar grundsätzlich und unter bestimmten Umständen möglich, trotz jahrzehntelanger Proteste aber noch immer strafbar.
Pünktlich zum "Jubiläum" des §218 setzt sich daher die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes mit einer großangelegten Kampagne für die Abschaffung des umstrittenen Paragrafen ein. "Kein Geburtstag mehr für §218", die Digital und auf Out of Home in Berlin bespielt wird, wurde von den Agenturen BBDO und Ketchum kreiert und umgesetzt. Auch von prominenter Seite wird die Aktion, die zum Mitmachen und Verbreiten aufruft, unterstützt, unter anderen ist TV-Moderatorin Ruth Moschner mit dabei.
"Es ist eine Schande, dass in Deutschland ein Paragraf aus der Kaiserzeit über das Selbstbestimmungsrecht von Frauen gestellt wird", kritisiert Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin der Non-Profit-Organisation Terre des Femmes. "Die aktuellen globalen Entwicklungen zeigen, dass das Recht auf einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch weltweit bedroht ist. Umso wichtiger ist es, auch in Deutschland ein Zeichen zu setzen und endlich nach 150 Jahren §218 StGB in der aktuellen Form abzuschaffen." So hat erst kürzlich der texanische Supreme Court beschlossen, das Abtreibungsrecht nochmal zu verschärfen. Und in Polen ist sind Schwangerschaftsabbrüche seit Ende 2020 de facto verboten.
Obwohl in Deutschland die Mehrheit der Bevölkerung die Abschaffung des §218 unterstützt, ist die Politik laut Terre des Femmes noch immer nicht bereit, umzulenken. "Unser Ziel ist deshalb: Aufklären. Aufmerksamkeit schaffen. Spürbaren öffentlichen Druck aufbauen, gerade vor der Bundestagswahl. Und damit einen weiteren Geburtstag von §218 StGB verhindern", so Stolle weiter.
Um möglichst laut zu "trommeln" und die Politiker unter Druck zu setzen, lädt #KeinGeburtstagfür218 explizit zum Mitmachen ein. Dabei nutzt die Kampagne verstärkt die sozialen Medien: Beispielsweise wurde eigens dafür ein Instagram-Filter geschaffen, der neben verschiedenen Aktions-Posts auf der Kampagnenwebsite www.keingeburtstagfür218.de zu finden ist und mit der visuellen Klammer der Kampagne - die "Kein Geburtstag-Karte" - arbeitet. Das von der Künstlerin Paula Jiménez gestaltete Motiv besteht aus zahlreichen bunten, verschlungenen Uteri, die symbolisch für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen steht. Die Kampagne richtet sich jedoch explizit an alle Geschlechter, denn Frauenrechte sind in erster Linie Menschenrechte, die von der Gesellschaft zu schützen sind.