
Technik-Kolumne:
TechTäglich: Amazon – Bezahlen per Handauflegen
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit handlichem Bezahlen im Supermarkt und mit doppelt so viel Speicher fürs iPhone 12.

Foto: W&V
Amazon: Bezahlen per Handauflegen
Das Bezahlen per Smartphone setzt sich langsam durch. Amazon geht aber schon den nächsten Schritt – und will an der Supermarktkasse Handy oder Kreditkarten gleich ganz abschaffen. Mit der neuen biometrischen Technik "Amazon One" können Kunden nur durch Handauflegen bezahlen, komplett ohne irgendwelche Hilfsmittel. Das System scannt die Handfläche des Käufers, die das Lesegerät dabei nicht berühren muss, und bucht den Betrag ab. "Amazon One" nutzt die Tatsache, dass die Handflächen von Menschen so individuell sind wie ein Fingerabdruck. "Selbst eineiige Zwillinge haben dort unterschiedliche Strukturen", erklärt Amazons Supermarkt-Chef Dilip Kumar.
Die neue Technik feierte am Dienstag in einem Amazon-Go-Store in Seattle Premiere, und soll nun schnell in der gesamten Ladenkette eingeführt werden. Amazon will das System auch Konkurrenten zur Verfügung stellen, die ihren Kunden gerade während Corona eine schnelle und kontaktlose Bezahlung bieten möchten. Wer "Amazon One" nutzen will, muss seine Handfläche einmalig am Terminal anmelden und eine Karte als Kontoverbindung registrieren. Danach funktioniert das Zahlen komplett ohne Karte – und sogar ohne Amazon-Konto. "An easier way through your day", "ein einfacherer Weg durch deinen Tag", reimt Amazon in seinem Erklärvideo. Der US-Konzern verspricht (wie immer) höchste Datensicherheit – und erhofft sich von der handlichen Bezahlmethode einen höheren Anteil am US-Einzelhandelsumsatz, der zu über 80 Prozent immer noch in Läden vor Ort gemacht wird.
Ab Oktober: Corona-Apps aus elf EU-Ländern "reden" miteinander
Die Europäische Union kommt bei der Verknüpfung ihrer Corona-Warn-Apps offenbar gut voran. Noch im Oktober sollen die Apps aus elf EU-Ländern miteinander kommunizieren. Nutzer müssen dann bei Auslandsaufenthalten nicht mehr die App des jeweiligen Landes installieren und aktivieren, sondern erhalten Warnungen vor einer möglichen Infektion von ihrer eigenen heimischen App. Dies wurde laut Wiener Standard aus Kreisen der EU-Kommission bekannt. Nachdem ein Test mit den Apps aus Deutschland, Dänemark, Irland, Italien, Lettland und Tschechien erfolgreich verlief, sollen nun auch Österreich, Estland, die Niederlande, Polen und Spanien dazukommen.
Ab 17. Oktober will die EU die Datenbestände miteinander verknüpfen. Spätestens bis Ende Oktober soll das System mit den ersten elf Teilnehmern dann länderübergreifend funktionieren. Nutzer müssen hierzu die Corona-Warn-App auf ihrem Smartphone aktualisieren und dem grenzüberschreitenden Datenaustausch zustimmen. Eine europaweite Kampagne soll darüber informieren, dass der Datenschutz gegenüber den aktuellen rein nationalen Lösungen unverändert hoch bleibt. Die Apps der beteiligten Länder basieren alle auf der gleichen Schnittstelle von Apple und Google. Bis zu sieben weitere Staaten könnten technisch ebenfalls noch integriert werden. Außen vor bleibt vorerst vor allem Frankreich, das auf eine komplett andere und in Sachen Datenschutz deutlich problematischere Lösung setzt.
iPhone 12: Speicher verdoppelt, Urlaub gestrichen
Bei Apple laufen die Vorbereitungen für den Start des iPhone 12 auf Hochtouren. Die ersten Händler sollen ihre Lieferungen bereits ab 5. Oktober erhalten. Sie müssen ihre Finger aber vorerst von den neuen iPhones lassen. Denn die Vorstellung bei einer weiteren Online-Keynote erfolgt voraussichtlich erst am 13. Oktober. Verkaufsstart wäre dann am 23. Oktober. Apples amtlicher Gerüchteverbreiter Jon Prosser hat im Vorfeld zumindest für die Käufer der teureren Modelle iPhone 12 Pro und Pro Max gute Nachrichten: Apple zeigt sich in Sachen Speicher nicht mehr ganz so geizig wie in den letzten Jahren. Der Speicherplatz der Basisversionen der Pro-iPhones verdoppelt sich demnach von 64 auf 128 GB.
Zuletzt war Apple immer wieder dafür kritisiert worden, dass es seine über 1.000 Euro teuren Topmodelle immer noch mit minimalistischen 64 GB verkauft. Bei den günstigeren Varianten iPhone 12 und iPhone 12 mini soll es dagegen weiterhin bei 64 GB bleiben. Gegen Aufpreis sind auch 128 GB oder maximal 256 GB möglich. 512 GB bleiben dem Pro vorbehalten. Beim chinesischen Lohnfertiger Foxconn in Zhengzhou läuft die Produktion des iPhone 12 derweil in 24-Stunden-Schichten. Laut South China Morning Post sind die Arbeiter angehalten, auf die traditionellen Herbstferien zu verzichten, Überstunden zu leisten und nur mehr vier Tage pro Monat frei zu machen. Arbeiter Wang Guofeng erklärt gegenüber der chinesischen Zeitung:"„Man verdient bis zu 6.000 Yuan (755 Euro) pro Monat. Und wer seit mehr als drei Monaten hier ist, bekommt gute Zuschläge." Demnach sind für fleißiges iPhone-12-Zusammenschrauben bis zu 10.000 Yuan (1.260 Euro) Bonus möglich. Wer einen der dringend gesuchten neuen Arbeiter vermittelt, bekommt 500 Yuan (63 Euro) Prämie.
Trump vs. Biden: Tiktok hilft beim Wählen
Die erste TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden artete vergangene Nacht zu einer verbalen Wirtshausschlägerei aus – was vor allem daran lag, dass sich der Präsident an keinerlei demokratische Gepflogenheiten mehr hält. Die US-Demokratie steckt im Vorfeld der Wahl am 3. November in einer tiefen Krise. Tiktok will nun dazu beitragen, junge Wähler besser zu informieren. Das Video-Netzwerk hat einen In-App-Guide zu den Wahlen veröffentlicht, den US-Nutzer direkt von der Tiktok-Startseite aus erreichen können. Er enthält Informationen zum Wahlsystem, zum Wahlvorgang und zu lokalen, regionalen und US-weiten Kandidaten.
Tiktok beschreibt sein Informationsangebot so: "Heute stellen wir einen Leitfaden zu den US-Wahlen 2020 vor, der Zugang zu maßgeblichen Informationen bieten soll, während wir unsere Arbeit zum Schutz vor Fehlinformationen fortsetzen. Der Leitfaden bietet 100 Millionen Amerikanern vertrauenswürdige Informationen über die Wahlen von der National Association of Secretaries of State sowie von Organisationen wie BallotReady, SignVote und anderen." Die Inhalte sind auf Englisch, Spanisch und laut Tiktok in "mehreren Dutzend anderer Sprachen" verfügbar. Außerdem sind Tiktok-Videos verifizierter Politiker verlinkt. Durch das Angebot will der chinesische Mutterkonzern ByteDance offenbar Pluspunkte in der US-Öffentlichkeit sammeln, und das von Präsident Trump hart bedrängte Tiktok als demokratiefreundliches Medium zeigen.
Disney+ startet Party-Modus
Bereits mehrere Streamingdienste wie Amazon Prime Video oder Twitch haben in der Coronakrise Gruppenfunktionen eingeführt, mit denen Nutzer zuhause bleiben – und trotzdem gemeinsam mit Freunden Filme oder Serien erleben können. Nun gibt es so einen Party-Modus zunächst in den USA auch bei Disney+. Die neue Funktion heißt GroupWatch. Bis zu sieben Abonnenten können auf Smartphone, Tablet, Computer, Fernseher oder TV-Stick gemeinsam ein Programm anschauen, das bei allen Teilnehmern parallel läuft.
Disney will seinen späten Start mit besonderes cleveren Funktionen gutmachen. Die Teilnehmer können nicht nur mit sechs verschiedenen Emojis, die auf allen verbundenen Geräten zu sehen sind, auf Inhalte reagieren. Sie können auch miteinander chatten. Und jeder Nutzer kann die Wiedergabe pausieren, vor- oder zurückspulen – damit zum Beispiel alle Party-Teilnehmer eine besonders lustige Szene nochmal anschauen können. Externe Apps wie Scener hatten so einen Party-Modus zuletzt bereits für Disney+ oder Netflix bereitgestellt. Nun hofft Disney, dass die Abonnenten seine interne Lösung nutzen, die laut The Verge noch in diesem Herbst auch in Europa starten soll.