Voyeurismus & Sexismus:
Shitstorm gegen sexistische Milchwerbung
Ein Mann filmt heimlich eine Gruppe Frauen beim Yoga, als diese ihn bemerken, verwandeln sie sich in Kühe. Diese seltsame Natur-Doku für eine koreanische Milchmarke sorgt für Empörung im Netz.
Ein Mann mit Kamera, der sich an Yoga-Frauen auf einer Wiese anschleicht, die sich dann auch noch in Kühe verwandeln: Das zeigte ein Werbespot der südkoreanischen Milch-Kooperative Seoul Milk. Auf sozialen Medien hagelte es dafür Kritik. Denn das empfanden User nicht nur als sexistisch, sondern auch an illegalen Kamera-Voyeurismus erinnernd. Die Werbung ist entsprechend schnell vom offiziellen YouTube-Kanal des Unternehmens verschwunden, das sich für den Spot inzwischen entschuldigt hat. Dank aufmerksamer Internet-User:innen kursiert der Clip dennoch weiterhin im Netz.
Seltsame Natur-Doku
Die Erzählung des Spots erinnert an eine Art Natur-Doku. "Sie trinken reines Wasser aus unberührter Natur, konsumieren umweltfreundliche Bio-Ernährung und leben friedlich in einer beschaulichen Umgebung", erzählt der Mann mit der Kamera, der sich vorsichtig den weiß gekleideten Frauen nähert. Als der heimliche Beobachter auf einen Ast tritt, scheucht das diese nicht etwa auf. Stattdessen sieht er, als er wieder in Richtung Wiese blickt, plötzlich Kühe. Möglicherweise sollte das an Tarnmechanismen mythologischer Gestaltwandler erinnern.
Doch kam der Ende November auf YouTube hochgeladene Spot beim Publikum nicht besonders gut an. Denn einerseits sei es sexistisch, Frauen mit Kühen gleichzusetzen, ergo wie Tiere zu sehen. Zudem stieß manchen Südkoreaner:innen sauer auf, dass das heimliche Filmen sie an "Molka" erinnert. So wird in Korea das illegale Anfertigen voyeuristischer Aufnahmen leicht- oder unbekleideter Frauen mithilfe versteckter Spionagekameras genannt. Derartige Verbrechen, meist auf Toiletten, in Badezimmern oder Umkleidekabinen, sind laut "Korea Times" eine Plage in Südkorea. Von 2013 bis 2018 hat es demnach über 30.000 angezeigte Fälle gegeben.
Konzern entschuldigt sich
Nach rund zehn Tagen war Seoul Milk die Aufregung in den sozialen Medien leid und entfernte den seltsamen Spot vom offiziellen YouTube-Kanal. Wie CNN berichtet, erschien kurz danach ein Statement auf der offiziellen Website des Milchkonzerns. "Wir entschuldigen uns aufrichtig bei all jenen, die sich bei dem Milch-Werbevideo unwohl gefühlt haben", hieß es. Man nehme die Sache ernst und wolle besser aufpassen, dass es solche Probleme künftig nicht mehr gibt.