
Bilanz:
Nestlé dreht weiter an der Preisschraube
Der Lebensmittelkonzern Nestlé profitiert vom Kaffeedurst in der Corona-Pandemie - und von seiner Premiumstrategie. Deswegen wird es auch mit den Preisen erneut nach oben gehen, damit die Margen steigen.

Foto: Nestlé
Nestlé ist etwas stärker gewachsen als erwartet. Allerdings wirken sich steigende Kosten auch beim weltgrößten Nahrungsmittelkonzern auf die Profitabilität aus. Im vergangenen Jahr legte Nestlé aus eigener Kraft im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent zu, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit übertraf der Konzern die eigenen Ziele und die Erwartungen von Experten.
Insgesamt setzte Nestlé knapp 87,1 Milliarden Franken (83 Mrd Euro) nach 84,3 Milliarden Franken ein Jahr zuvor um. Gute Geschäfte machte der Hersteller mit dem Einzelhandel. Zudem profitierte Nestlé davon, dass auch über die Gastronomie wieder mehr verkauft wurde.
Am deutlichsten wuchs der Konzern mit Kaffeeprodukten, auch Preiserhöhungen trugen zum Plus bei. Zudem scheint sich die Neuausrichtung auf die Premiummarken beim Wasser für den Konzern auszuzahlen: Das Wassergeschäft, das in der Vergangenheit eher schwächelte, wuchs um 6,8 Prozent. Nestlé baut sein weltweites Wassergeschäft seit längerem um und konzentriert sich nun vermehrt auf internationale Premiummarken und Mineralwasser.
So schnitten die einzelnen Marken ab
Für den Schub bei den Kaffeemarken sind Nescafé, Nespresso und Starbucks verantwortlich. Der Umsatz mit Starbucks-Produkten stieg um 17,1 Prozent auf 3,1 Milliarden Franken. Zweistellig im Plus waren auch die Purina-Produkte für Heimtiere. Fertiggerichte und Kulinarikprodukte verzeichneten ein hohes einstelliges Wachstum. Besonders stark entwickelten sich Maggi, Stouffer's und Lean Cuisine. Der Umsatz mit vegetarischen und pflanzenbasierten Food-Produkten wuchs zweistellig und lag bei etwa 800 Millionen Franken. Auch der Umsatz von Nestle Health Science konnte zweistellig zulegen, was die hohe Nachfrage nach Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln sowie nach Produkten für gesundes Altern widerspiegelt.
Milchprodukte wiesen ein mittleres einstelliges Wachstum aus, das auf der hohen Nachfrage nach Premium- und angereicherter Milch, Kaffeeweißern und Speiseeis beruhte. Der Umsatz im Süßwarengeschäft verbuchte ein hohes einstelliges Wachstum, unterstützt durch die starke Umsatzentwicklung bei Kitkat und Geschenkprodukten.
Für 2022 stellt das Management um Konzernchef Mark Schneider ein organisches Umsatzplus von rund 5 Prozent in Aussicht. Das neue Jahr habe aber gut begonnen, die Prognose bezeichnete Schneider in einer Telefonkonferenz mit Journalisten als vorsichtig. Es seien mit Blick auf die Kosteninflation "turbulente Zeiten". Die anziehenden Kosten will Nestlé wie im Vorjahr über Preiserhöhungen abfedern, "und zwar über alle Länder und Kategorien hinweg", kündigte der Firmenlenker an.
am/mit dpa