Wilde Mischung:
Das sind die 12 wichtigsten Designtrends 2022
Die Designplattform 99designs von Vista hat analysiert, was kommt. Mit dabei: 90er Jahre-Nostalgie, Tagträumer-Kritzeleien, Beige - und Grunge, als Ausdruck einer aus den Fugen geratenen Welt.
Gerade im Grafikdesign orientieren sich Trends an aktuellen Geschehnissen; sie spiegeln häufig Restriktionen und Klischees eines Jahres wider, die dann aber auch wieder Neuem Platz machen. Die Experten von 99designs von Vista, einer globalen Kreativ-Plattform für Designer, haben einen intensiven Blick auf die aktuellen Trends geworfen – und prognostizieren, was 2022 kommt.
"Insgesamt sind die Grafikdesign-Trends 2022 ein bunt zusammengewürfelter Haufen", so die Einschätzung von Kathrin Düring, Managing Director Europe bei 99designs von Vista. Man könne sich schwer vorstellen, wie diese ungleichen Persönlichkeiten auf einer Party zusammen feiern, "aber genau das wird nächstes Jahr passieren. Wir dürfen gespannt auf die unberechenbaren stilistischen Mischungen sein."
Und das sind die Top-Trends des kommenden Jahres:
Trend 1: 90er-Nostalgie
Während erst kürzlich die 80er ihr Comeback feierten, stehen nun in die 90er Jahre im Mittelpunkt. Dieser Trend basiert auf dem sehnsüchtigen, idealisierten, nostalgischen Blick in die Vergangenheit. Daher gibt es ein weiteres Mal Muster im Memphis-Design, simple Emojis und primitive Internet-Frames. Bunte Farbblöcke und greller Glibber erwecken außerdem geliebte Kindheitserinnerungen zum Leben.
Trend 2: Ausdrucksstarke, experimentelle Schriften
Kommunikation wird immer globaler, sodass es schwieriger wird, allein anhand von Wörtern Bedeutungen zwischen Kulturen zu vermitteln. Viele Designer und Designerinnen betrachten das als Chance: Schriften werden zunehmend so gestaltet, dass sie die Grenzen einfacher Lesbarkeit verschieben und Formen erzeugen, die losgelöst vom Inhalt ausdrucksstark sind. Gegensätzliche Schriftstile, überwältigende Formen und formlose Kleckse liegen im Rahmen des Möglichen.
Trend 3: Ukiyo-e Flat Design
Designer und Designerinnen stehen bereits seit Jahren vor der Herausforderung, die flachen Vektorgrafiken, die durch digitale Designstandards vorgegeben werden, neu zu beleben. 2022 wird von den frühen Pionieren des Flat Designs inspiriert sein, insbesondere von den Ukiyo-e-Künstlern der japanischen Edo-Periode. Ukiyo-e sind gedruckte Kunstwerke, für die handgeschnitzte Holzblöcke genutzt werden. Eines der bekanntesten Kunstwerke dieses Stils ist "Die große Welle vor Kanagawa". Der Stil beruht auf kräftigen Umrissen, gedeckten Farben und begrenzten Perspektiven. Dinge, mit denen Vektor-Designer und Designerinnen bereits vertraut sind.
Trend 4: Tagträumerische Kritzeleien
Vermeintlich gedankenlos Hingekritzeltes kann viel über eine Person aussagen. Viele DesignerInnen werden im kommenden Jahr ein Stück ihrer ganz persönlichen abstrakten Gedankenwelt in ihre Arbeiten einfließen lassen. Dies kann die Lücke zwischen digitalen Tools und menschlichem Anstrich schließen. Aufgrund der Einfachheit dieses Trends eignet er sich optimal für Produkte und zum Branding.
Trend 5: Anti-Design
Die wachsende Zahl immer neuer Apps sorgt für strikte Design-Konventionen: Benutzerfreundlichkeit steht dabei ganz oben. Das bringt allerdings zugleich eine gewisse Homogenität in der digitalen Landschaft mit sich. Viele Kreative wehren sich dagegen, indem sie die Regeln weniger streng befolgen. Nun wollen sich die „Anti-Designer“ diesen Regeln gar nicht mehr unterwerfen: Sie vermeiden traditionelle Designprinzipien und konventionelle Ästhetik. User werden daher mit Asymmetrie, sich beißenden Farben, nackten Benutzeroberflächen, überladenen Elementen und kräftiger Typografie konfrontiert.
Trend 6: Eskapismus
Designer und Designerinnen entkamen in der Lockdown-Phasen der Eintönigkeit, indem sie mit ihren Designs fantasievolle Ausflüge unternahmen. Seitdem dringen sie noch weiter in noch fantastischere Welten vor. Die daraus resultierenden Designs spiegeln Eskapismus in Reinstform wider. Der Trend definiert sich über überraschende Farben, ungewöhnliche Umgebungen und skurrile Figuren-Designs. Er bietet sowohl Designern als auch Betrachtern einen Weg, ihre Vorstellungskraft zu erweitern.
Trend 7: Y2K
Um die Jahrtausendwende herum waren viele Menschen überzeugt, dass die Technik ihr Untergang sein würde. Als sich dies als falsch erwies, führte die Erleichterung zu einem neuen technologischen Optimismus – der aber von den sozialen Medien und Fake News in den letzten Jahren stark getrübt wurde. Nun versuchen Kreative, die anfängliche Begeisterung mithilfe von Y2K-Designs wieder aufleben zu lassen. Diese Zeit - Ende der Neunziger, Anfang der 2000er Jahr - zeichnet sich durch grobe Benutzeroberflächen, Low-Poly-CGI, kaugummifarbene Pink- und Blautöne und schillernde Farben aus, die an die Rückseite einer CD erinnern.
Trend 8: Parametrische Muster
Muster zählen zu den Hauptsäulen des Grafikdesigns. Sie lockern Unifarben auf und können Hintergründe optisch aufwerten. 2022 rücken Designer und Designerinnen aussagekräftige Muster mithilfe parametrischer Geometrie in den Vordergrund. Die Muster bestehen aus verschachtelten, geometrischen Mustern, in denen sich jede Linie abhängig von ihrer relativen Position verformt. In aktuellen Designs werden parametrische Muster genutzt, um die Komplexität einer Sache zu verkörpern.
Trennd 9: Frasurbane
Für den Begriff stand die 90er Jahre-Sitcom "Frasier" Pate. Zusammen mit dem Wort "urban" ergibt dies einen Stil, der aus der Perspektive junger Erwachsener auf die 90er-Jahre zurückblickt. Er basiert auf der Generation X, die zum damaligen Zeitpunkt in den Städten sesshaft wurde und endlich genug Geld verdiente, um sich ein wenig der Hochkultur hingeben zu können. All dies verkörpert Frasiers Apartment in Seattle, zu dem ein Konzertflügel, ein moderner Kamin und eine große, auffällige Säule mitten im Raum gehören, alles in einem beigen Dekor. Der Trend war zwar hauptsächlich in der Welt der Inneneinrichtung von Bedeutung, 2022 wird Frasurbane aber auch im Grafikdesign eine Rolle spielen. Hier zeigt er sich durch vornehme Serifen, gedeckte Farben und wohlüberlegt platzierte Designelemente.
Trend 10: Aufwendiger Maximalismus
Beim Maximalismus geht es darum, Raum mit Objekten, Farben und Mustern zu füllen, die die speziellen Eigenheiten der Kreativen widerspiegeln. Dieser Trend ist schon seit einer Weile durch verwandte Bewegungen des Interior Designs wie "Grandmillennial" im Kommen. Der Designer konzentriert sich in erster Linie auf die einzelnen Teile. Betrachtet man dann die gesamte Komposition, erlebt man ein buntes Sammelsurium, das seinen - manchmal widersprüchlichen - Geschmack repräsentiert. Dieser Stil, stellt alle Aspekte der künstlerischen Palette eines Designers zur Schau.
Trend 11: Extremes Seifenblasen-Design
Seifenblasen haben stehts eine positive Wirkung: Kreise vermitteln aufgrund ihrer fehlenden Ecken und Kanten Freundlichkeit und Leichtfertigkeit. Im Gegensatz zu den typischen Seifenblasen-Schriften und -Formen liebt dieser Trend aber die Übertreibung in Form von lang gestreckten Formen und psychedelischen Farben. Dadurch fühlen sich diese aufblasbaren Designs erwachsen an, auch wenn sie sich den Funken kindlicher Fröhlichkeit bewahrt haben.
Trend 12: Grunge-Revival
Die Rückkehr des Grunge ist die Anerkennung einer außer Kontrolle geratenen Welt. Der Stil zeichnet sich durch düstere Texturen, schattige Bilder und Magazin-artige Collagen aus. Die Ästhetik strotzt vor entfesselter Energie, da Tintenspuren und Kleckse ein emotionales Gefühl von Bewegung erzeugen. Das Zusammengeworfene erinnert auch an die schnell geschnittenen Videos, die auf TikTok beliebt sind. Vor allem hat Grunge aufgrund analoger Elemente wie Klebeband, zerrissene Seiten und kritzelige Handschrift eine physische Präsenz und rebelliert gegen die sauberen Grafiken des digitalen Zeitalters.
Die Plattform 99designs hat sich seit 2008 vom kleinen Online-Forum zur internationalen Designer-Community entwickelt. Ihr Hauptsitz liegt in Melbourne, Australien, weitere Büros existieren in den USA und in Berlin. Im Oktober 2020 wurde 99designs von der Muttergesellschaft von Vistaprint, Cimpress, übernommen.